Definition: Drohung
22. Februar 2025
11 Kommentare
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Was versteht man unter einer „Drohung“ (z.B. in: §§ 240 Abs. 1, 249 Abs. 1, 234 StGB)?
Eine Drohung ist das (auch konkludente) Inaussichtstellen eines Übels, auf das der Drohende Einfluss hat oder zu haben vorgibt.
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
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Edward Hopper
21.5.2023, 22:15:04
Die Endung "...hat oder vorgibt zu haben." ist doch maximal sinnlos da sie beide Varianten einschließt? Insoweit ist es doch mit der Tathandlung "in aussichtstellen eines Übels" schon getan?
se.si.sc
22.5.2023, 09:31:59
Die Einflusskomponente gehört schon dazu, sonst wird der
Drohungsbegriff uferlos. Die (tatsächliche oder angebliche) Realisierbarkeit des Übels durch den Täter muss gegeben sein, sonst haben wir keine
Drohung, sondern eine bloße Warnung (s zB Fischer, StGB, § 240 Rn 36). Das betrifft insbesondere Fälle, in denen der "Täter" vor negativen Folgen durch das Handeln Dritter warnt. Gleichzeitig ist aber klar und wird vom Täter auch gar nicht vorgetäuscht, dass er auf dieses Handeln Dritter überhaupt keinen Einfluss hat (zB "wenn du nicht lernst, lässt dich der Prüfer später durchfallen"). Das ist immer noch das Inaussichtstellen eines Übels, der Täter hat auf dessen Eintritt aber keinen Einfluss und gibt auch nicht vor, darauf Einfluss zu haben. Und weil es diese Möglichkeit gibt, brauchen wir die Einschränkung durch "hat oder vorgibt zu haben".
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Edward Hopper
25.5.2023, 14:10:05
Dann würde aber reichen wenn man sagt "Wenn der Täter vorgibt darauf Einfluss zu haben". Das er tatsächlich dies haben muss ist dann ja eingeschlossen?
se.si.sc
26.5.2023, 08:32:52
Das kann man definitiv so sehen, in der einschlägigen Literatur liest man die Definition auch teilweise in der verkürzten Form. Der BGH hat allerdings schon in frühen Entscheidungen tendenziell die längere Version benutzt: "Zum Begriff der
Drohunggehört es, daß der Drohende das in Aussicht gestellte Übel - wirklich oder angeblich - selbst herbeiführen will [...]." (BGH NJW 1962, 596), wobei das Wort "wirklich" hier erkennbar mit dem "tatsächlich haben" korrespondiert. Auch viele Literaturquellen nutzen die längere Version. Woran das liegt, kann ich dir nicht sagen, dazu müsste man mal rechtshistorisch in den älteren Entscheidungen und Beiträgen genauer hinschauen. Was ich mir vorstellen kann: Man wollte Missvertändnisse möglichst vermeiden. Rein technisch könnte man ja bei "Einfluss zu haben vorgibt" die Ansicht vertreten, dass derjenige Täter, der diesen Einfluss tatsächlich HAT einen solchen eben nicht nur vorgibt. So verstanden wäre die Einflusskomponente also kein "Mindeskriterium", sondern ein "Ausschlusskriterium". Folglich würde der Be
schuldigte hier nicht unter die Definition fallen und deswegen nicht iSd § 240 StGB drohen. Ist aber wie gesagt nur eine spontane
Vermutungohne nähere Recherche.
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Edward Hopper
1.6.2023, 19:24:45
Stabil. Du hast mich uberzeugt. Danke
Dogu
17.9.2023, 15:10:24
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Nora Mommsen
17.9.2023, 15:21:36
Hallo Dogu, danke für deine Anmerkung. Tatsächlich ist die abgefragte Definition auch die
Drohungaus dem Nötigungs
tatbestand(§ 240 Abs. 1 Var. 2 StGB). Die Be
drohungwiederum ist in § 241 StGB geregelt. Zur
Tatbestandsverwirklichung muss der Täter gesteigert Drohen. Die
Drohungmuss die Begehung einer
rechtswidrigen Tat (§ 11 Abs. 1 Nr. 5), die einer der in Abs. 1 genannten Straftatengruppen zugeordnet werden kann oder ein Verbrechen, zum Gegenstand haben. Es ist also auch das Inaussichtstellen eines Übels, aber eben nicht jeden Übels sondern nur eines solchen wie in Abs. 1 und 2 aufgezählt. Beste Grüße, Nora - für das Jurafuchs-Team
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Linne_Karlotta_
3.2.2025, 12:39:23
Hey @[Dogu](137074), wir haben Deine Anmerkung nun auch bei einer Überarbeitung der Aufgabe berücksichtigt, damit es klarer wird, worauf wir hier hinauswollen. Viele Grüße - Linne, für das Jurafuchs-Team
So
15.7.2024, 11:48:58
Ich habe das Übel als "
empfindliches Übel" beschrieben. Ist das Falsch? Die KI sagte, dass das Übel nicht empfindlich sein muss....das habe ich so aber schonmal gehört. Danke :)
Momme
2.11.2024, 09:21:26
Hey, hier wurde klar in zwei
Tatbestandsmerkmaleaufgeteilt: (1)
Drohung(als Inaussichtstellen eines Übels) und (2)
Empfindliches Übel(als nicht nur irgendeines) Vgl insoweit § 249 StGB, denn hier ist das (1) „Inaussichtgestellte Übel“ als (2) „
gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben“ noch enger umfasst. Heißt (sofern problematisch) erst ne allgemeine Definition von
Drohungund dann im zweiten Schritt darauf eingehen, ob das Inaussichtgestellte Übel auch dem im
TatbestandGefordertem entspricht Ich halte es aber, zumindest wenn es unproblematisch ist, für zulässig, diese beiden Punkte im Sinne deines Ansatzes zusammenzufassen:)
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Linne_Karlotta_
3.2.2025, 12:38:16
Hey in die Runde, wir wollten hier einmal den Begriff der
Drohungim Allgemeinen definieren, da dieser in verschiedenen Delikten eine Rolle spielt, wobei die Anforderungen an das in Aussicht gestellt Übel variiert. Ich habe das jetzt in der Aufgabe noch deutlicher gemacht. Viele Grüße – Linne, für das Jurafuchs-Team