Strafrecht
BT 1: Totschlag, Mord, Körperverletzung u.a.
Gefährliche Körperverletzung, § 224 StGB
Unkenntnis vom Beteiligten
Unkenntnis vom Beteiligten
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
T schießt mit Verletzungsvorsatz auf den im offenen Cabrio vorbeifahrenden O und trifft ihn an der Schulter. Ts Freundin F hatte T den perfekten Moment zum Schießen über WhatsApp durchgegeben. F lag hundert Meter weiter vorne an der Straße auf der Lauer.
Diesen Fall lösen [...Wird geladen] der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.
Einordnung des Falls
Unkenntnis vom Beteiligten
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 2 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Eine gemeinschaftliche Tatbegehung (§ 224 Abs. 1 Nr. 4 StGB) erfordert, dass mindestens zwei Beteiligte am Tatort als Angreifer einverständlich zusammenwirken.
Ja!
Jurastudium und Referendariat.
2. T hat die Körperverletzung an O „mit einem anderen Beteiligten gemeinschaftlich begangen“ (§ 224 Abs. 1 Nr. 4 StGB), obwohl O die F nicht bemerkt hat.
Genau, so ist das!
Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!
Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
eichhörnchen II
15.5.2024, 19:16:38
Widerspricht das nicht gegen alles was vorher gesagt wurde? 1. Die abstrakte Gefährlichkeit liegt darin, dass durch das Zusammenwirken die Fähigkeit & Bereitschaft des Opfers zu Flucht oder Verteidigung eingeschränkt wird 2. Bei rein psychischer Hilfeleistung kommt es darauf an, ob aus Sicht des Opfers Verteidigungsmöglichkeiten eingeschränkt sind / Einsatzbereitschaft demonstriert wird 3. Die Anwesenheit am Tatort wird vorausgesetzt 4. Auf dem Bild des vorherigen Beispiels telefoniert der Täter mit jemandem, der ihm durchs Telefon durchgibt „Jetzt schlag ihn“ und 224 I Nr 4 wird verneint?
Timurso
16.5.2024, 10:27:34
Ich denke der Knackpunkt ist hier, dass keine rein
psychische Beihilfevorliegt, sondern die F dem T durch das Zurverfügungstellen von Informationen einen objektiven, die Tatausführung erleichternden Tatbeitrag leistet. Somit sind die Anforderungen andere und es reicht aus, dass die Tat objektiv gefährlicher wird. Das ist der Fall, da eine Verletzung bzw. eine schwerere Verletzung des O durch die Informationen der F wahrscheinlicher wurde. Tatsächlich ist die Anwesenheit am Tatort hier mehr oder weniger problematisch, allerdings haben beide in Sichtweite des Autos zusammengewirkt um aus der Ferne anzugreifen. Das dürfte ausreichen, kann man aber bestimmt auch anders sehen. Im Fall mit dem Telefon war das anders, dort war die zweite Person gar nicht in der Nähe.
Peter im Pech
25.6.2024, 11:27:15
Was wäre denn, wenn die O von zuhause dem Schützen die genauen GPS Daten des Autos angibt? Dann gäbe es doch auch eine gefahrerhöhende Mitwirkung am Tatort oder etwa nicht ? In Bezug auf den vorherigen Telefonfall ist anzumerken, dass die die beiden ja nur über ihre Abendplanung gequatscht haben…
Timurso
26.6.2024, 09:31:34
@[Peter im Pech](213415) da würde ich die Mitwirkung am Tatort verneinen. Wobei man im Einzelfall natürlich immer argumentieren kann. So ganz überzeugend finde ich die Unterscheidung jetzt auch nicht und von "am Tatort" steht in 224 ja auch nichts drin. Die Hauptargumente für die Einschränkung sind ja, dass bei einem rein im Hintergrund bleibenden Täter (bspw. der nicht an der Tat beteiligte Anstifter) 1. das Opfer nicht mehr gefährdet ist als bei einem allein Handelnden Täter und 2. zwischen den gemeinsam handelnden Tätern eine niedrigere Hemmschwelle und gegenseitige Motivation bestehen. In deinem Beispiel hätten wir ja auch beide Punkte beeinträchtigt, ohne dass eine gemeinsame Anwesenheit am Tatort dafür erforderlich ist.