Strafrecht
Strafrecht Allgemeiner Teil
Versuch und Rücktritt
Rücktritt vom beendeten Versuch – Verhinderung des Eintritts des Taterfolgs (subjektive Komponente)
Rücktritt vom beendeten Versuch – Verhinderung des Eintritts des Taterfolgs (subjektive Komponente)
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
T möchte O durch einen Autounfall töten und fährt ihr daher auf der Landstraße entgegen. Dann wechselt er die Spur, um O frontal zu rammen. Kurz darauf denkt er um und bremst stark, da er erkennt, dass ein tödlicher Unfall selbst dann die Folge wäre, wenn er einfach nur aufhörte Gas zu geben. Die Kollision ist nur leicht und beide bleiben unverletzt. Der Unfall hätte tödlich geendet, wenn O nicht ebenfalls stark gebremst hätte.
Diesen Fall lösen 75,5 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.
Einordnung des Falls
Rücktritt vom beendeten Versuch – Verhinderung des Eintritts des Taterfolgs (subjektive Komponente)
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 3 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Ts Versuch des Totschlags (§§ 212 Abs. 1, 22, 23 Abs. 1 StGB) ist fehlgeschlagen.
Nein, das trifft nicht zu!
Jurastudium und Referendariat.
2. Es liegt ein beendeter Versuch vor.
Ja!
3. T hat den Eintritt des Taterfolges verhindert (§ 24 Abs. 1 S. 1 Var. 2 StGB).
Genau, so ist das!
Fundstellen
Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!
Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
Philippe
12.6.2022, 21:53:33
Fehlt es hier aber nicht am Verhinderungs
vorsatz? T wollte die Tat weiter vollenden, eben nur mit weniger Geschwindigkeit. Nach seiner Vorstellung wäre ein tödlicher Unfall auch im Falle des Abbremsens die Folge. Dementsprechend kann darin doch kein Rücktritt liegen, weil er an dem Plan der Deliktsvollendung festhält.
Lukas_Mengestu
16.6.2022, 14:08:15
Hallo Phlippe, schau hier gerne noch einmal in den Sachverhalt. Dass T die Tat weiter vollenden wollte, ergibt sich hieraus unserer Ansicht nicht. Vielmehr war ihm bewusst, dass er die Tat vollenden würde, wenn er nur aufhören würde Gas zu geben. Da T aber die Tat nicht mehr vollenden wollte, bremste er ab. Unerheblich ist dabei, dass allein dies noch nicht ausgereicht hätte, sondern zusätzlich erforderlich war, dass auch O hier ein Bremsmanöver einleitete. Ist es jetzt etwas klarer? Beste Grüße, Lukas - für das Jurafuchs-Team
Philippe
16.6.2022, 21:44:26
Ja, ich habe das stark Bremsen mit dem Aufhören, Gas zu geben, gleichgesetzt und dachte, er will O töten, indem er aufhört, Gas zu geben.
Gruttmann
24.6.2024, 19:59:44
Ich verstehe nicht ganz, wieso der Versuch hier nicht fehlgeschlagen ist. Die Definition spricht davon, dass der Versuch fehlgeschlagen ist, wenn der Täter glaubt den Erfolg nicht mehr herbeiführen zu können, ohne eine neue Kausalkette etc in Gang zu setzen. Dies wird dann in diesem Fall subsumiert, dass er dachte das seine Tat zur Vollendung führen würde. Der Täter denkt doch fast immer, dass sein handeln zur Vollendung führt. Darüber hinaus ist doch gerade deshalb, der Versuch fehlgeschlagen, da der Täter eine neue Kausalkette in Gang setzen müsste (wie das Opfer jetzt erschießen oder so). Also ich frage mich wieso der Versuch hier fehlgeschlagen ist..
Nico
29.9.2024, 18:13:45
Der Versuch ist deshalb nicht fehlgeschlagen, weil er weiss, dass er, nachdem er auf der Gegenspur ist, nichts mehr machen muss, außer die Richtung zu halten. Eine neue Kausalkette wäre so etwas wie erneut Gas geben oder ein Ausweichmanöver des gegenüber entgegenzuwirken, indem er in seine Richtung lenkt.