Referendariat
Die Revisionsklausur im Assessorexamen
Begründetheit II: Verletzungen des Verfahrensrechts (Verfahrensrüge)
Ablehnung des Kollegialgerichts, § 26a StPO
Ablehnung des Kollegialgerichts, § 26a StPO
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
A wird erstinstanzlich vor dem Schöffengericht verurteilt. Nach Beginn der Beweisaufnahme hatte A „die Richter V, W und X” abgelehnt, da er sie von Anfang an für befangen hielt. Das Gesuch wurde als unzulässig verworfen. Es richte sich „gegen das Gericht als Ganzes”.
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Einordnung des Falls
Ablehnung des Kollegialgerichts, § 26a StPO
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 5 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Da alle Richter abgelehnt wurden, durften sie über das Ablehnungsgesuch nicht selbst entscheiden (§ 26a Abs. 2 S. 1 StPO). Schon deshalb hat As Revision Erfolg.
Nein!
Jurastudium und Referendariat.
2. Der Katalog der Verwerfungsgründe in § 26a Abs. 1 StPO ist abschließend.
Nein, das ist nicht der Fall!
3. Das Gericht lehnte As Ablehnungsgesuch zurecht als unzulässig ab, da A das Gesuch gegen das Gericht als Ganzes richtete (§§ 26a, 338 Nr. 3 StPO).
Nein, das trifft nicht zu!
4. Das Ablehnungsgesuch wurde allerdings zu spät angebracht (§ 26a Abs. 1 Nr. 1, 25 StPO).
Ja!
5. Das Tatgericht hätte die Verwerfung des Gesuchs auf die Verspätung stützen können. Kann das Revisionsgericht die Verwerfungsgründe einfach austauschen?
Genau, so ist das!
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
Jasper
4.6.2024, 15:00:42
ein Beispiel für die Ablehnung des Gerichts als ganzes wäre hilfreich. ich kann mir darunter nichts vorstellen, wenn alle Mitglieder eines Spruchkörpers nicht darunter fallen sollen
Entenpulli
22.8.2024, 14:19:42
Das meint wohl einen Antrag, der sich nicht auf die Personen selbst bezieht. zB mit der Begründung, dass ein Freiburger Gericht auf Grund der klimafreundlichen Politik per se Autofahrer zu streng verurteile. Das Gegenbeispiel wäre dann, wenn dieses Gericht ausschließlich mit Personen besetzt wäre, die ihren Hass gegenüber Autofahrern vehement und wiederholt offensiv in der Öffentlichkeit kundgetan haben.
Florian
30.10.2024, 16:15:35
Wieso dürfen die Gründe hier ausgetauscht werden?
Sinan
8.11.2024, 18:31:13
Zu Unrecht verworfen ist ein Gesuch nur, wenn das Gericht dem Gesuch hätte entsprechen müssen. Das ist aber auch dann nicht der Fall, wenn es irrig einen falschen Grund angibt, ein anderer Grund aber die Verwerfung trägt.