Prozessrecht & Klausurtypen

Die zivilrechtliche Urteilsklausur

Tenor

Kostenentscheidung nach § 92 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 ZPO

Kostenentscheidung nach § 92 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 ZPO

4. Juli 2025

5 Kommentare

4,7(16.894 mal geöffnet in Jurafuchs)

leichtmittelschwer

+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Jurafuchs

K verklagt die B auf Zahlung von €10.000,00. Die Klage ist in Höhe von €5.000,00 begründet.

Diesen Fall lösen 0,0 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.

Einordnung des Falls

Kostenentscheidung nach § 92 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 ZPO

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 3 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Erster Teil des Tenors ist die Entscheidung über die Hauptsache.

Genau, so ist das!

Der Tenor setzt sich in der Regel aus drei Teilen zusammen: Hauptsacheentscheidung, Kostenentscheidung, sowie die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit. Die Hauptsacheentscheidung hat maßgebliche Bedeutung für die Rechtskraftwirkung des Urteils und stellt für die Durchsetzung eines der obsiegenden Partei zuerkannten Anspruchs die Vollstreckungsgrundlage dar.Vorliegend lautet die Hauptsacheentscheidung: Die Beklagte wird verurteilt, an die Klägerin €5.000,00 zu zahlen. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.
Rechtsgebiet-Wissen in 5min testen
Teste mit Jurafuchs kostenlos dein Rechtsgebiet-Wissen in nur 5 Minuten.

2. Die Kostenentscheidung ergeht nach § 91 ZPO.

Nein, das trifft nicht zu!

Wird dem Klageantrag in vollem Umfang entsprochen oder wird die Klage in vollem Umfang abgewiesen, ist grundsätzlich eine Kostenentscheidung nach § 91 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 ZPO zu treffen. Es gilt der Grundsatz „the winner takes it all“.Hier wird dem Klageantrag jedoch nur in Höhe von €5.000,00 entsprochen. § 91 ZPO ist damit für die Kostenentscheidung nicht einschlägig.

3. Die Kostenentscheidung ergeht nach § 92 Abs. 1 ZPO.

Ja!

§ 92 Abs. 1 ZPO besagt: Wenn jede Partei teils obsiegt, teils unterliegt, so sind die Kosten gegeneinander aufzuheben oder verhältnismäßig zu teilen. Die Kosten können gegeneinander aufgehoben werden, wenn die Parteien etwa in demselben Umfang unterliegen und obsiegen. Bei einem Gegeneinanderaufheben werden die Gerichtskosten hälftig geteilt; die außergerichtlichen Kosten trägt jede Partei selbst.B und K obsiegen und unterliegen hier jeweils mit €5.000,00.Folglich lautet der Kostentenor beispielsweise: Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.
Dein digitaler Tutor für Jura
Rechtsgebiet-Wissen testen
Jurafuchs
Eine Besprechung von:
Jurafuchs Brand
facebook
facebook
facebook
instagram

Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!


Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

BENR

BenRie

18.2.2025, 11:13:55

Das Formulierungsbeispiel löst die

Kostenentscheidung

hier nach der Aufhebung. Richtig wäre es aber auch zu tenorieren, dass jeder die Kosten zur Hälfte trägt. Dies würde sich insbesondere darauf auswirken, wenn nur eine Partei anwaltlich vertreten ist - diese müsste dann ihre RA-Kosten gänzlich selbst tragen, was bei einem nur hälftigen Unterliegen unbillig sein könnte.

Ara8

Ara8

8.4.2025, 16:28:12

Korrigiere mich gern, wenn ich falsch liege – aber gerade in dem von dir beschriebenen Fall erscheint es doch naheliegend, die Kosten gegeneinander aufzuheben. Immerhin hat sich die unvertretene Partei (A) bewusst dafür entschieden, ohne anwaltliche Vertretung zu agieren – ein Risiko, das sie selbst eingegangen ist. Wenn A nun trotz eines gleichen Obsiegensanteils die Hälfte der Anwaltskosten von seinem Gegner (B) tragen müsste, wäre das aus meiner Sicht unfair: B würde auf diese Weise einen Vorteil daraus ziehen, dass A unvertreten blieb. Anders gesagt: A trägt das Risiko, ohne daraus irgendeinen Nutzen zu ziehen – während B gleich doppelt profitiert: Zum einen hat er es nur mit einem unvertretenen Gegner zu tun, zum anderen könnte er auch noch die Hälfte seiner Anwaltskosten ersetzt bekommen. Das scheint mit einem fairen Interessenausgleich schwer vereinbar. Hinzu kommt: Spricht nicht auch der Wortlaut des § 92 Abs. 1 ZPO eher dafür, dass in solchen Fällen regelmäßig eine Kostenaufhebung erfolgt? Andernfalls würde die zuerst genannte Variante des § 92 Abs. 1 (also die Aufhebung) in der Praxis weitgehend leerlaufen.

Melanie.

Melanie.

22.4.2025, 09:56:52

Bei einem Streitwert von 10.000€ herrscht Anwaltszwang (§ 78 ZPO). In dem vorliegenden Beispiel ist es gar nicht möglich, dass eine Partei freiwillig ohne anwaltliche Vertretung handelt und sich die Frage nach Billigkeit der Kostenaufteilung stellt, denn ohne Anwalt kassiert sie ein VU (§ 333 ZPO)

FL

Florian

11.6.2025, 11:52:13

Was sagt ihr dazu? Kosten gegeneinander oder 50/50 tenorieren?:) @[Sebastian Schmitt](263562) @[Tim Gottschalk](287974)

Tim Gottschalk

Tim Gottschalk

11.6.2025, 19:41:43

Hallo @[BenRie](256893), @[Ara8](294342), @[Melanie.](194454) und @[Florian](48917), @[BenRie](256893) hat insofern Recht, als dass beide Tenorierungen grundsätzlich richtig sind. Das versuchen wir mit der Aufgabe auch auszusagen. Wir haben es jetzt noch etwas deutlicher gemacht, dass es sich bei unserem Beispiel gerade nur um ein solches Beispiel und nicht um die einzig richtige Lösung handelt. In welchen Fällen aus Gründen der Kostengerechtigkeit bei bestimmten Sachverhalten das eine oder das andere zu bevorzugen ist, ist im Detail umstritten und es lässt sich wohl vieles vertreten (siehe etwa BeckOK ZPO/Jaspersen, 56. Ed. 1.3.2025, ZPO § 92 Rn. 5-5.2). Darum soll es in der Aufgabe aber auch gar nicht gehen. Im Normalfall, den wir hier mangels anderweitiger Angaben abzubilden versuchen, ist eine Kostenaufhebung in Praxis und Klausur insofern vorzugswürdig, als dass sie die Berechnung der konkret erstattungsfähigen Kosten vereinfacht. Das wird auch im Hinblick auf die Tenorierung der vorläufigen Vollstreckbarkeit relevant. Ein kleiner Hinweis noch für @[Melanie.](194454): Bei einem Streitwert von 10.000 € herrscht nicht pauschal Anwaltszwang. Es kann auch eine ausschließliche Zuständigkeit des Amtsgerichts vorliegen, etwa bei Zahlungsansprüchen aus einem Mietverhältnis nach § 23 Nr. 2 lit. a GVG. Dann läge kein Anwaltszwang gem. § 78 ZPO vor. Aber auch das geht natürlich über die Informationen hinaus, die uns der Sachverhalt hier gibt. Liebe Grüße Tim - für das Jurafuchs-Team


Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und mit 15.000+ Nutzer austauschen.
Kläre Deine Fragen zu dieser und 15.000+ anderen Aufgaben mit den 15.000+ Nutzern der Jurafuchs-Community
Dein digitaler Tutor für Jura
Rechtsgebiet-Wissen testen