Zivilrecht

BGB Allgemeiner Teil

Fristen und Termine

Beginn der Frist - Beginn eines Tages maßgeblich

Beginn der Frist - Beginn eines Tages maßgeblich

24. November 2024

4,7(10.713 mal geöffnet in Jurafuchs)

leichtmittelschwer

+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Jurafuchs

M schließt einen Mietvertrag mit Vermieter V über eine Wohnung. Darin heißt es unter anderem: „Das Mietverhältnis beginnt am 01.11.2022. Die Mietdauer beträgt 6 Monate.“

Diesen Fall lösen 89,4 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.

Einordnung des Falls

Beginn der Frist - Beginn eines Tages maßgeblich

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 4 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. V hat sich vertraglich dazu verpflichtet, der M den Gebrauch der Wohnung zu überlassen (§ 535 Abs. 1 BGB).

Ja!

Durch den Mietvertrag wird der Vermieter verpflichtet, dem Mieter den Gebrauch der Mietsache während der Mietzeit zu gewähren (§ 535 Abs. 1 S. 1 BGB). M und V haben einen Mietvertrag über eine Wohnung geschlossen. Dieser verpflichtet den V als Vermieter dazu, der M als Mieterin den Gebrauch der Wohnung während der Mietzeit zu gewähren.
Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und tausende Fälle wie diesen selbst lösen.
Erhalte uneingeschränkten Zugriff alle Fälle und erziele Spitzennoten in
Jurastudium und Referendariat.

2. Bei der vertraglich vereinbarten Mietzeit handelt es sich um eine Beginnfrist im Sinne des § 187 Abs. 2 BGB.

Genau, so ist das!

Eine Beginnfrist im Sinne des § 187 Abs. 2 BGB zeichnet sich dadurch aus, dass sie durch den Beginn eines Tages ausgelöst wird. Laut Mietvertrag beginnt das Mietverhältnis am 01.11.2022. Der Beginn dieses Tages löst den Lauf der Mietzeit aus.

3. Die Mietzeit beginnt am 02.11.2022 zu laufen.

Nein, das trifft nicht zu!

Bei einer Beginnfrist wird nach § 187 Abs. 2 BGB der Tag, dessen Beginn die Frist auslöst, mitgezählt. Da die vereinbarte Mietzeit eine Beginnfrist darstellt, wird der 01.11.2022 bei der Fristberechnung mitgezählt. Die Frist beginnt somit am 01.11.2022 um 0 Uhr zu laufen.

4. Die Mietzeit endet mit Ablauf des 30.04.

Ja!

Eine Frist, die nach Monaten bestimmt ist, endigt im Falle des § 187 Abs. 2 mit dem Ablauf desjenigen Tages des letzten Monats, welcher dem Tage vorhergeht, der durch seine Zahl dem Anfangstag der Frist entspricht (§ 188 Abs. 2 Alt. 2 BGB). Die mietvertraglich vereinbarte Mietzeit beläuft sich auf sechs Monate und ist somit nach Monaten bestimmt. Der letzte Monat der Frist ist der Monat April. Der Anfangstag der Frist war der 01.11.2022. Dem ersten eines Monats geht der 30./31. voraus. Da der April nur 30 Tage hat, endet die Mietzeit somit mit Ablauf des 30.04.2023.
Dein digitaler Tutor für Jura
Jetzt kostenlos testen
Jurafuchs
Eine Besprechung von:
Jurafuchs Brand
facebook
facebook
facebook
instagram

Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!


Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

QUIG

QuiGonTim

2.9.2022, 11:33:46

Könnte mir bitte jemand herleiten, warum der vertraglich bestimmte Beginn der Mietzeit den Beginn des Tages im Sinne des § 187 Abs. 2 BGB und eben nicht ein in den Lauf eines Tages fallenden Zeitpunkt im Sinne des § 187 Abs. 1 Alt. 2 BGB meint?

Nora Mommsen

Nora Mommsen

8.9.2022, 14:01:21

Hallo QuiGonTim, der Mietvertrag legt für den Beginn des Vertrages einen bestimmten Tag fest. Es handelt sich daher um eine Beginnfrist. Vielleicht lässt es sich besser verdeutlichen, wenn man einen Fall der Ereignisfrist betrachtet. Beginnt zum Beispiel eine Frist mit dem Zugang einer Willenserklärung, z.B. eine

Annahmefrist

, dann ist der Zugang ein fristauslösendes Ereignis. Da sich der damalige Gesetzgeber für das Prinzip der Zivilkomputation entschieden hat, berechnen wir Fristen nur in ganzen Tagen. Daher sorgt der Zugang gleich welche Uhrzeit dafür, dass die Frist am nächsten Tage zu laufen beginnt. Der Vertragspartner hat also ab dem Tag nach dem Zugang Zeit die erforderliche fristwahrende Handlung vorzunehmen. Das Prinzip der Zivilkomputation sorgt für Rechtssicherheit da es nicht darauf ankommt, ob die Frist morgens oder mittags ausgelöst wurde. Bei einem Mietvertrag ist aber sicher, dass er eben zu Monatsbeginn anfangen soll zu laufen. Dieser ist als Beginn festgelegt. Es handelt es sich nicht um ein "Ereignis" im Sinne des Abs. 1. Der Mietvertrag und damit das Recht auf Überlassung der

Mietsache

soll nach dem Willen der Parteien gerade ab dem 01. (oder anderen vereinbarten Termin) entstehen und nicht erst am Tag danach. Ist es jetzt etwas klarer? Viele Grüße, Nora - für das Jurafuchs-Team

ST

Strukturjonas

2.11.2023, 07:18:55

Wäre hier nicht § 193 anzuwenden? Der 30.04.2023 ist nämlich ein Sonntag und in manchen Bundesländern ist auch der 1.11. ein Feiertag (da fände ich zumindest eine Klarstellung gut)

SE.

se.si.sc

2.11.2023, 07:40:26

Gut gesehen, aber § 1

93 BGB

dürfte hier nicht anwendbar sein, weil er nach dem Wortlaut grds nur für Fristen gilt, in deren Rahmen eine Willenserklärung abzugeben oder Leistung zu bewirken ist. Beides ist hier nicht der Fall, insbesondere ist der von M vorzunehmende Auszug keine Leistungsbewirkung in diesem Sinne. Es kommt daher auch nicht darauf an, ob der 30.04.23 ein Sonntag ist. Der Klarstellung halber könnte man dazu natürlich in der Lösung kurz etwas sagen.

ST

Strukturjonas

2.11.2023, 17:47:11

Ach so, gut zu wissen, das hab ich noch nicht gelernt. Dankeschön!

LELEE

Leo Lee

4.11.2023, 12:16:53

Hallo Strukturjonas, wie se.si.sc hinsichtlich des 30.04 völlig zurecht angemerkt hat, ist § 193 nur auf Fristen anwendbar, die sich auf die Abgabe/den Zugang einer Willenserklärung bzw. Leistungsbewirkung beziehen, weshalb im vorliegenden Fall bzgl. des Enddatums der Miete § 193 nicht relevant ist. Hinsichtlich des 01.11: Die Allerheiligen sind in der Tat in manchen Bundesländern ein Feiertag. Achte allerdings darauf, dass sich § 1

93 BGB

explizit auf das ENDE einer Frist bezieht und nicht auf den BEGINN derer. D.h., wenn der 01.11 der letzte Tag einer Frist ist, dann könnte man in der Tat § 193 anwenden. Jedoch hier nicht, weil der 01.11 der ANFANG einer First wäre (was dann genauso gilt für Sonntage). Hierzu kann ich die Lektüre von MüKo-BGB 9. Auflage, Grothe § 193 Rn. 5 ff. :). Liebe Grüße – für das Jurafuchsteam – Leo

ST

Strukturjonas

20.7.2024, 10:02:28

Hallo zusammen, ich bin in der Schuldrecht BT Vorlesung nochmal über dieses Problem gestolpert und wollte für zukünftige Leser anmerken, dass das Mietverhältnis zwar tatsächlich am 30.04. endet, d. h. die Aufgabe ist korrekt, aber nach überwiegender Ansicht ist dann sowohl bei der Übergabe als auch bei der Rückgabe der

Mietsache

der § 193 durchaus anwendbar, sofern nichts anderes vereinbart (zumindest für die Rückgabe bestätigt das auch MüKo-BGB 9. Auflage § 546 Rn. 15).

BL

Blotgrim

8.3.2024, 09:14:17

Nur um sicherzugehen wenn der Vertrag bzw die Frist am 02.11 begonnen hätte, wäre die Frist dann am 01.05 abgelaufen?

Gruttmann

Gruttmann

8.3.2024, 10:13:18

Genau, die Frist würde dann mit Ablauf des Tages des 01.05 enden. LG, Gruttmann.


Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und mit 15.000+ Nutzer austauschen.
Kläre Deine Fragen zu dieser und 15.000+ anderen Aufgaben mit den 15.000+ Nutzern der Jurafuchs-Community
Dein digitaler Tutor für Jura
Jetzt kostenlos testen