Tatbestandsmerkmal "Mensch" – Selbsttötung nicht erfasst
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
Häftling H ist in der JVA Berlin-Tegel inhaftiert. Er ist in der Teilanstalt 2 untergebracht, die wegen der schlechten Haftbedingungen und winzigen Zellen verrufen ist. H nimmt sich dort eines Nachts das Leben.
Einordnung des Falls
Tatbestandsmerkmal "Mensch" – Selbsttötung nicht erfasst
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 1 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Indem H sich selbst umgebracht hat, hat er einen "Menschen" getötet (§ 212 Abs. 1 StGB).
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Nein, das ist nicht der Fall!
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Jan
15.6.2023, 11:40:45
Hallo, könnt ihr vielleicht noch was zu der Abgrenzung einer Fremd- zur Selbsttötung, und dann zur Unterscheidung nicht-freiverantwortliche Selbsttötung und freiverantwortlicher Suizid (insbesondere zu dem Streit bzgl. der VSS der Freiverantwortlichkeit) machen?
kr1stina
9.11.2023, 17:42:16
Hallo, die Frage ist an dieser Stelle ungenau. Letztlich hat er einen, wie es in der Frage heißt, "Menschen" getötet. Nur keinen fremden. Man könnte davon ausgehen, dass nach dieser Frage noch eine spezifischere Frage kommt. Wäre schön sonst direkt nach der Strafbarkeit oder Verwirklichung zu fragen.
Leo Lee
12.11.2023, 12:21:21
Hallo Kr1stina, dein Einwand ist selbstverständlich völlig berechtigt. Allerdings wollten wir gerade mit dieser „vagen“ Formulierung des Aufgabentextes aus didaktischen Gründen deutlich machen, dass bei § 212 – wenngleich nicht unbedingt klausurrelevant – aufgrund des Sinnzusammenhangs (was i.Ü. auch in der Literatur angesprochen wird) – trotz des Wortlauts, ein „anderer“ Mensch gefordert wird, obgleich im Text eben nur „Mensch“ erwähnt wird. Wir würden dich insofern um Verständnis bitten. I.Ü. kann ich hierzu die Lektüre von Rengier BT II 22. Auflage, § 3 Rn. 10 f. empfehlen :). Liebe Grüße – für das Jurafuchsteam – Leo