Falsche Altersangabe als Zeugin

22. November 2024

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+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

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Klassisches Klausurproblem

Die alternde Schönheit T wird in einem Strafverfahren als Zeugin vor Gericht geladen. Da T ihr Alter unangenehm ist, macht sie sich in der uneidlichen Vernehmung zur Person um 10 Jahre jünger.

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Einordnung des Falls

Falsche Altersangabe als Zeugin

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 2 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Tathandlung der falschen uneidlichen Aussage (§ 153 StGB) ist eine "falsche Aussage".

Ja!

Eine Aussage ist der Bericht des Vernommenen oder seine Antwort auf bestimmte Fragen. Gegenstand der Aussage und damit der Wahrheitspflicht des Zeugen sind Mitteilungen über äußere und innere Tatsachen sowie bei Sachverständigen auch den Tatsachen gleichzustellende Werturteile. Die Reichweite dieser Wahrheitspflicht wird durch den Vernehmungsgegenstand begrenzt.
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2. Mit der Angabe eines jüngeren Alters sagt T falsch aus.

Genau, so ist das!

Bei Zeugen gehören die Angaben zur Person zum Vernehmungsgegenstand (§ 68 Abs. 1 S. 1 StPO bzw. § 395 Abs. 2 S. 1 ZPO). Wer unrichtige Angaben zur Person macht, sagt falsch aus. T hat mit der unrichtigen Angaben hinsichtlich ihres Alters falsch ausgesagt.
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

PET

Petrus

1.7.2024, 19:09:18

Wie rechtfertigt sich eine Strafe nach § 153 StGB in dem vorliegenden Fall bzgl des geschützten Rechtsguts der Aussagedelikte? Wenn sie nur ihr Alter falsch angibt, dann ist doch eine Gefährdung der Rechtspflege ausgeschlossen. Es handelt sich zwar um ein abstraktes Gefährdungsdelikt, aber dennoch erscheint mir das vom Zweck her fragwürdig. Als Vergleich würde ich die mögliche Reduktion des (abstrakten Gefährdungsdelikts) § 306a I BGB heranziehen, wenn eine abstrakte Gefährdung tatsächlich nach den Umständen des Einzelfalls komplett ausgeschlossen ist. Kann man eine solche Erwägung dann auch hier anstellen oder wäre das verfehlt?

Dogu

Dogu

29.7.2024, 16:43:21

Das würde ja letztlich bedeuten, dass man manche Fragen vor Gericht falsch beantworten darf und manche nicht je nach Entscheidungserheblichkeit. Klingt in der Praxis sehr chaotisch vor allem wenn gegen das nach der Falschaussage ergangene Urteil Rechtsmittel eingelegt werden.

rlaw

rlaw

24.9.2024, 16:34:18

Hey, doch das wird aber durchaus so vertreten wie @[Petrus](172124) hier vorträgt, aber in einem anderen Kontext, nämlich bei Verfahrensfehlern die zu einer Falschaussage führen. Da vertritt eine mM. dass der Strafzweck der §§ 153, der Schutz der Rechtspflege, hier gar nicht betroffen sei, da bei rechtmäßiger Belehrung eben keine Aussage gemacht worden wäre, jetzt aber falsche. Mehr dazu bei Zimmermann/Beulke Klausurenkurs III Rn. 756, 757 (Aufl. 6). Insoweit ist die Erwägung die §§ 153 ff. teleologisch zu reduzieren jedenfalls keine neue "an den Haaren herbeigezogene" sondern hat durchaus ihre Berechtigung und wäre mMn. in einer Klausur in dem Fall zu honorieren. Dennoch scheint auch das Arg. von Dogu überzeugend.


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