Strafrecht
Strafrecht Allgemeiner Teil
Versuch und Rücktritt
Rücktritt beendeter Versuch - ernsthaftes Sichbemühen - Abergläubische Rettungsbemühungen
Rücktritt beendeter Versuch - ernsthaftes Sichbemühen - Abergläubische Rettungsbemühungen
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
T vergiftet O mit Tötungsvorsatz. Dass die Menge nicht tödlich ist, ahnt T nicht. Kurz darauf bereut T die Tat und betet zu Asklepios, dem Gott der Heilkunde, dass dieser O das Leben rette. Als O überlebt, ist T überglücklich und weiht dem Gott einen neuen Altar.
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Einordnung des Falls
Rücktritt beendeter Versuch - ernsthaftes Sichbemühen - Abergläubische Rettungsbemühungen
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 2 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Die Tat wurde ohne Zutun der T nicht vollendet (§ 24 Abs. 1 S. 2 StGB).
Genau, so ist das!
Jurastudium und Referendariat.
2. T hat sich nach der herrschenden Meinung „bemüht“, den Erfolg zu verhindern (§ 24 Abs. 1 S. 2 StGB).
Nein, das trifft nicht zu!
Fundstellen
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
Elias Von der Brelie
6.6.2023, 18:11:53
Es kommt also nach herrschender Meinung nur auf die Subjektive Vorstellung des Täters an, es sei denn die Subjektive Vorstellung des Täters ist Objektiv schlecht? Warum wird sowas nie in den Definitionen erwähnt? Man soll strikt der Definition folgen, es sei denn die Definition bringt nicht das gewünschte Ergebnis. Das fühlt sich manchmal ein wenig willkürlich an.
Lukas_Mengestu
7.6.2023, 18:55:50
Hallo Elias, hier musst Du etwas aufpassen. Maßgeblich für Dich als Rechtsanwender ist in erster Linie das Gesetz. Nach § 24 Abs. 1 S. 2 StGB heißt es hierzu, dass der Täter sich freiwillig und ernsthaft bemühen muss. Diese vage Formulierung muss nun mit Leben gefüllt werden. Dies erfolgt durch die Rechtsprechung und Literatur. Deren Bemühungen enden dann oftmals in Definitionen, die auf die meisten Regelfälle anwendbar ist. Daneben gibt es aber stets auch Grenzfälle. Maßgeblich ist bei diesen aber nicht die aufgestellte Definition, sondern allein der Gesetzeswortlaut. Es handelt sich also um eine Wertungsfrage. Kann man wirklich von einem "ernsthaften Bemühen" sprechen, wenn der Täter etwas unternimmt, wenn er sich metaphysisch-irrealer Kräfte bedient (Beten, Geisterbeschwörung)? Wie Du völlig richtig einwendest, müsste man dies bejahen - zumindest wenn der Täter daran glaubt, dass das hilft. Der wohl größere Teil der Literatur scheint dies dagegen abzulehnen, da sie gänzlich ablehnen, dass hierbei ein Verhindern im Rechtssinne vorliegt (MüKoStGB/Hoffmann-Holland, 4. Aufl. 2020, StGB § 24 Rn. 149). Du kannst hier also durchaus anderer Meinung sein. Ausgangspunkt sollte aber stets das Gesetz und die gängigen Auslegungsmethoden (Wortlaut, Systematik, Telos, Historie) sein. Beste Grüße, Lukas - für das Jurafuchs-Team