Zwangsernährung in staatlichen Anstalten
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Jurastudium und Referendariat.
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
X sitzt im Gefängnis. Er ist vor zwei Tagen in den Hungerstreik gegen seine Haftbedingungen getreten, nimmt aber Flüssigkeit zu sich. Der Gefängniswärter G wurde damit beauftragt, X gegen dessen Willen zu ernähren. G fragt sich, ob er damit die Grundrechte des X verletzen würde.
Einordnung des Falls
Zwangsernährung in staatlichen Anstalten
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 5 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Der sachliche Schutzbereich des Rechts auf körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 S. 1 Alt. 2 GG) ist eröffnet.
Genau, so ist das!
2. Durch den Hungerstreik könnte X sterben. Er hat ein Recht auf die Selbsttötung.
Ja, in der Tat!
3. Aus der Schutzpflicht des Staates ergibt sich eine Pflicht zur Zwangsernährung.
Nein!
4. Die Zwangsernährung stellt einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar.
Genau, so ist das!
5. G handelt gerechtfertigt, wenn er den X zwangsernährt.
Nein, das trifft nicht zu!
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🦊LEXDEROGANS
15.4.2020, 19:17:04
Würde die Theorie, die beim ärztlichen Heileingriff § 223 StGB bereits tatbestandlich verneint, die Eröffnung von bzw. den Eingriff in Art. 2 Abs. 2 S. 1 Alt. 2 GG gar verneinen (vorausgesetzt die Ernährung wird intravenös durch einen Amtsarzt vorgenommen)? Hilfsweise kommt ja nach wie vor Art. 2 Abs. 1 GG in Betracht...
Stefan Thomas Neuhöfer
15.4.2020, 20:51:17
Hi, das ist ein interessantes Gedankenspiel. Ich würde vermuten, dass die Vertreter der strafrechtlichen Theorie dazu keine Meinung haben. Grund: Das eine ist ein strafrechtlicher Streit (rein im Rahmen des § 223 StGB), das andere eine verfassungsrechtliche Frage. Es liegt also nahe, dass die Strafrechtler für diese Sonderkonstellation die Folgen schlicht nicht bedacht haben. Man kann das als Argument gegen die strafrechtliche Theorie sehen, wenn man möchte 😉 Viele Grüße Für das Jurafuchs-Team - Stefan
Melanie 🐝
28.8.2021, 12:57:11
Eine kleine sprachliche Anmerkung: Es muss eigentlich korrekterweise "Selbsttötung" und nicht "Selbstmord" heißen. Zudem sollte man den Begriff des "Freitods" vermeiden, weil dieser impliziert, dass der Tod zur Freiheit führen würde und bereits sogar durch Literatur zu Nachahmungseffekten aufgrund der scheinbar eher positiven Assoziation geführt hat. Darauf hat unser Prof immer so Wert gelegt 🤓
![Hannah B.](/_next/image?url=https%3A%2F%2Fwissen.jurafuchs.de%2Fimage%2F%25252Fassets%25252Fsecure%25252Fusers%25252Favatar__cfwiqdbeuxrlxokyrspyf.jpeg%3Ftype%3Draw&w=3840&q=75)
Hannah B.
31.8.2021, 13:05:23
Hallo, Melanie! Vielen Dank für deinen Hinweis. Wir haben den Fall entsprechend angepasst. Liebe Grüße Hannah - für das Jurafuchs-Team