Öffentliches Recht

Europarecht

Rechtsquellen

Unzureichende Umsetzung wegen Nicht-Umsetzung in der Frist

Unzureichende Umsetzung wegen Nicht-Umsetzung in der Frist

20. Mai 2025

5 Kommentare

4,8(14.494 mal geöffnet in Jurafuchs)

leichtmittelschwer

+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Jurafuchs

Die EU erlässt eine Richtlinie zur Mindestlänge von Bananen. Diese sieht eine Umsetzungsfrist bis zum 01.04.2021 vor. Mitgliedstaat S setzt die Richtlinie im Mai 2021 durch Rechtsvorschrift in nationales Recht um.

Diesen Fall lösen 0,0 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.

Einordnung des Falls

Unzureichende Umsetzung wegen Nicht-Umsetzung in der Frist

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 3 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Mitgliedstaat S war verpflichtet, die Richtlinie bis zum Ablauf der Frist in nationales Recht umzusetzen.

Genau, so ist das!

Der Richtlinie liegt ein zweistufiges Regelungskonzept zugrunde. Auf der ersten Stufe wird die Richtlinie erlassen und richtet sich gem. Art. 288 Abs. 3 AEUV an die Mitgliedstaaten. Auf der zweiten Stufe müssen die Mitgliedstaaten die Richtlinie in ihr nationales Recht umsetzen. Die Verpflichtung zur Umsetzung der Richtlinie ergibt sich primärrechtlich aus Art. 288 Abs. 3 AEUV i.V.m. Art. 4 Abs. 3 EUV.
Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und tausende Fälle wie diesen selbst lösen.
Erhalte uneingeschränkten Zugriff alle Fälle und erziele Spitzennoten in
Jurastudium und Referendariat.

2. Weil Mitgliedstaat S die Richtlinie erst nach Ablauf der Umsetzungsfrist umgesetzt hat, hat er gegen die die Verpflichtung aus Art. 288 Abs. 3 AEUV verstoßen.

Ja, in der Tat!

Die Verpflichtung aus Art. 288 Abs.3 AEUV beinhaltet neben der Pflicht zur zielkonformen Umsetzung auch die Pflicht zur fristgerechten Umsetzung. Wenn die Umsetzung nicht im Rahmen der Frist erfolgt, dann liegt ein Umsetzungsdefizit vor. Mitgliedstaat S hat daher durch die verspätete Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht die Umsetzungspflicht aus Art. 288 Abs.3 AEUV verletzt.

3. Mitgliedsstaat S muss wegen der Verletzung der Umsetzungspflich tmit der Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens (Art. 258 AEUV) rechnen.

Nein!

Die EU-Kommission kann grundsätzlich zur Durchsetzung der Umsetzungspflicht aus Art. 288 Abs. 3 AEUV im Wege eines Vertragsverletzungsverfahren nach Art. 258 AEUV gegen den Mitgliedstaat vorgehen, der die Umsetzungspflicht missachtet. Allerdings hat die Klage das Ziel, den Mitgliedstaat zu verpflichten, die Umsetzung umgehend vorzunehmen. Dagegen dient das Vertragsverletzungsverfahren nicht dazu, Verstöße festzustellen, die allein in der Vergangenheit liegen. Vorliegend hat Mitgliedstaat S die Richtlinie bereits in nationales Gesetz umgesetzt. Der Verstoß gegen die Umsetzungspflicht liegt damit in der Vergangenheit.
Jurafuchs
Eine Besprechung von:
Jurafuchs Brand
facebook
facebook
facebook
instagram

Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!