Strafrecht

BT 3: Straftaten gegen Freiheit u.a.

Freiheitsberaubung, § 239 StGB

§§ 239 Abs. 3, 22 StGB (versuchte Erfolgsqualifizierung)

§§ 239 Abs. 3, 22 StGB (versuchte Erfolgsqualifizierung)

22. November 2024

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leichtmittelschwer

+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Jurafuchs

T ergreift die 15-jährige O, um sie für mehr als eine Woche festzuhalten und gegen ihren Willen zur Prostitution zu zwingen. O kann aber bereits nach ganz kurzem Kampf fliehen.

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Einordnung des Falls

§§ 239 Abs. 3, 22 StGB (versuchte Erfolgsqualifizierung)

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 3 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Indem T die O ergriffen hat, verwirklicht er den Tatbestand der Freiheitsberaubung (§ 239 Abs. 1 StGB).

Nein, das trifft nicht zu!

Eine bestimmte Dauer der Freiheitsentziehung setzt die Freiheitsberaubung (§ 239 Abs. 1 StGB) dem Wortlaut nach nicht voraus. Um nur strafwürdiges Unrecht zu erfassen, wird eine gewisse Erheblichkeitsschwelle in den Tatbestand hineininterpretiert. Kurzfristige Beeinträchtigungen der Fortbewegungsfreiheit reichen nicht aus. O kann nach kurzem Kampf fliehen. Die Erheblichkeitsschwelle ist nicht überschritten.
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2. Auch der Versuch der Freiheitsberaubung ist strafbar.

Ja!

Das ordnet § 239 Abs. 2 StGB ausdrücklich an. T war fest zur Tat entschlossen (Tatentschluss). Indem T die O ergriffen hat, hat er auch unmittelbar zur Tatbestandsverwirklichung angesetzt.

3. T erfüllt auch die §§ 239 Abs. 3 Nr. 1, 22 StGB.

Genau, so ist das!

§ 239 Abs. 3 StGB normiert einen Verbrechenstatbestand, sodass sich wie bei § 221 StGB und § 226 StGB die Möglichkeit eines Versuchs in der Form ergibt, dass der Täter die Herbeiführung der Folge in seinen Vorsatz aufgenommen hat. Versuch setzt mindestens bedingten Vorsatz hinsichtlich der längeren Dauer voraus und beginnt mit dem Ansetzen zum Grundtatbestand. Laut Sachverhalt hatte T Vorsatz, O länger als eine Woche festzuhalten. Die frühere Ablehnung dieser versuchten Qualifizierung durch eine Mindermeinung, die sich auf die fehlende Versuchsstrafbarkeit des Grunddelikts stützte, hat sich mit der Einfügung des § 239 Abs. 2 StGB erledigt (sie ist nur noch im Rahmen des § 221 StGB relevant).
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

DAV

David

29.12.2023, 15:50:20

Wenn man mit der hM annimmt, dass § 239 III Nr. 1 StGB (Freiheitsberaubung über mehr als eine Woche) eine Qualifikation darstellt, ergibt sich die Versuchsstrafbarkeit nicht erst aus § 239 II StGB, sondern bereits aus dem Verbrechenscharakter (§§ 12 I, 23 I 1. Var. StGB)

LELEE

Leo Lee

30.12.2023, 19:48:06

Hallo David, vielen Dank für dein Feedback! Beachte insoweit, dass die von dir angesprochene Tatsache in der letzten Aufgabe als Maßstab und Veftiefung behandelt wird, sodass wir § 239 III wegen des Verbrechenscharakters direkt mit dem 22 zitieren (und ohne § 239 II) :). Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht dir das Jurafuchsteam!


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