Da der Zeitpunkt des Erfolgs ein entscheidendes Merkmal seiner konkreten Gestalt ist, könnte man bei hypothetischen
Reserveursachen
aus deren Definition (späterer Eintritt) mit der
Äquivalenztheorie bereits schließen, dass sie nicht kausal für den Erfolg sein können - egal wie ähnlich sich die konkreten Gestalten jedes Kausalverlaufs ansonsten jeweils sind.
Jetzt ist der konkrete Zeitpunkt zweier Kausalverlauf allerdings nicht immer unabhängig voneinander.
Wie ist es bei dem Fall, dass zwei Täter dasselbe Opfer mit demselben Gift aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten vergiften und dieses aufgrund der höheren Dosis schneller verstirbt?
z.B. vergiftet T1 O um 12 Uhr und um 12:30 Uhr T2 das Opfer. In einer kontrafaktischen Betrachtung wäre man zu dem Schluss gekommen, dass bei jedem von den Tätern angestoßenen Kausalverlauf, das Opfer zwei Stunden später verstorben wäre. Auf faktischer Ebene ist es jedoch bereits eine halbe Stunde (13 Uhr) nach der Vergiftung durch T2 gestorben. Wenn ich mich jetzt auf
hypothetische Kausalverläufe
bei meiner Schlussfolgerung verlasse, komme ich bei Vergleich zu dem faktischen Kausalverlauf zu dem Schluss, dass beide Handlungen kausal für den Erfolg in seiner konkreten Gestalt sind. Sie führen bezogen auf den Zeitpunkt kumulativ zum Erfolg, aber auch unabhängig voneinander zu dem Erfolg "Tod durch Vergiftung" und können somit auch als alternativ kausal verantwortlich betrachtet werden. Oder kann man so nicht schlussfolgern?
Nachtrag:
Da man ja immer auf Kausalität bei Merkmalen strafrechtlich relevanter Erfolge prüft, ist das Ausmaß der Grausamkeit nicht von Interesse für die konkrete Gestalt des Erfolgs beim oben geschilderten Beispiel, wenn man davon ausgeht, dass die Dosis proportional zur Grausamkeit des Ablebens ist. Oder?