Träger der Menschenwürde: Schutz des nasciturus

Öffentliches Recht

Grundrechte

Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 GG)

8. September 2024

2 Kommentare ↓

4,7 ★ (5.516 mal geöffnet in Jurafuchs)

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+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Dr. Frankenstein (F) forscht zu ungeborenem Leben. Um seine Forschung voranzubringen, beantragt er bei der zuständigen Behörde, Experimente an lebendigen Embryonen durchzuführen. Die Behörde versagt F die Erlaubnis, weil das Vorhaben die Menschenwürde der Embryonen verletze.

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Einordnung des Falls

Träger der Menschenwürde: Schutz des nasciturus

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 2 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Die Embryonen sind durch die Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 GG) geschützt.

Ja!

Die Menschenwürde schützt in persönlicher Hinsicht jeden Menschen. Darunter fällt nach herrschender Meinung auch das gezeugte, aber noch nicht geborene Kind (sog. nasciturus). Bei den Embryonen handelt es sich im bereits gezeugte, aber nicht geborene Kinder. Diese sind somit durch die Menschenwürde geschützt.

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2. F beantragt nun, an noch nicht miteinander verschmolzenen Spermien und Eizellen forschen zu dürfen. Sind auch diese durch die Menschenwürde geschützt?

Nein, das ist nicht der Fall!

Das BVerfG bejaht einen Würdeschutz ab Zeitpunkt der Nidation (Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter). Eine andere Ansicht nimmt einen früheren Würdeschutz ab Verschmelzung von Spermium und Eizelle an. Eine weitere Ansicht nimmt einen späteren Würdeschutz ab Lebensfähigkeit des Embryos im Falle einer Frühgeburt an. Jedenfalls vor Verschmelzung von Spermium und Eizelle besitzt das ungeborene Leben aber noch keine Würde. Die Spermien und Eizellen, an denen F forschen will, sind noch nicht miteinander verschmolzen. Sie sind nach keiner Ansicht durch die Menschenwürde geschützt In Bezug auf den Würdeschutz ungeborenen Lebens ist vieles umstritten. Du wirst die Argumente im weiteren Verlauf des Kurses noch kennenlernen.

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Fundstellen

Herdegen, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, 99. EL 2022, Art. 1 Abs. 1 RdNr. 59 ff.

Dreier GG/Dreier, 3. Aufl. 2013, GG Art. 1 Abs. 1 Rn. 68 ff.

Sodan/Ziekow, Grundkurs Öffentliches Recht, 9. A. 2020., § 26 Rdnr. 7.

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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

Uncle Ruckus

8.5.2024, 23:36:27

Was eine gute Zeichnung ngl * feuer emoji 3x

Nora Mommsen

9.5.2024, 10:13:35

Danke dir Uncle Ruckus für das tolle Feedback! Das gebe ich gerne an unseren Zeichner Johannes weiter :) Beste Grüße, Nora - für das Jurafuchs-Team

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1. Die Embryonen sind durch die Menschenwürde (Art. 1 Abs. 1 GG) geschützt.

2. F beantragt nun, an noch nicht miteinander verschmolzenen Spermien und Eizellen forschen zu dürfen. Sind auch diese durch die Menschenwürde geschützt?

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