Zivilrechtliche Nebengebiete
Handelsrecht
Haftung bei Übertragung eines kaufmännischen Unternehmens
Unternehmenserwerb mit Firmenfortführung / Haftungsausschluss, § 25 Abs. 2 HGB
Unternehmenserwerb mit Firmenfortführung / Haftungsausschluss, § 25 Abs. 2 HGB
22. Februar 2025
12 Kommentare
4,8 ★ (15.577 mal geöffnet in Jurafuchs)
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
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V verkauft ihre Käserei an K, welche diese mit V’s Einwilligung unter der bisherigen Firma fortführt. Um später keine bösen Überraschungen zu erleben, vereinbaren die beiden, dass K nicht für Altverbindlichkeiten der V haftet. Im Handelsregister wurde diese Vereinbarung nicht eingetragen und auch sonst niemandem mitgeteilt.
Diesen Fall lösen 87,4 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.
Einordnung des Falls
Unternehmenserwerb mit Firmenfortführung / Haftungsausschluss, § 25 Abs. 2 HGB
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 5 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Der Erwerber eines Unternehmens haftet für die vor dem Erwerb im Unternehmen begründeten Verbindlichkeiten (§ 25 Abs. 1 S. 1 HGB).
Ja!
Jurastudium und Referendariat.
2. K hat von V ein Handelsgeschäft erworben und führt dieses unter der bisherigen Firma fort (§ 25 Abs. 1 S. 1 HGB).
Genau, so ist das!
3. Der Haftung von K für die Altverbindlichkeiten aus dem Betrieb der V steht kein Haftungsausschlussgrund entgegen (§ 25 Abs. 2 HGB).
Ja, in der Tat!
4. K haftet für die noch im Betrieb der V begründeten Verbindlichkeiten (§ 25 Abs. 1 S. 1 HGB).
Ja!
5. K kann bei V für Altschulden, die sie trotz des Haftungsausschlusses beglichen hat, Regress nehmen.
Genau, so ist das!
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
Vojtech
4.2.2022, 13:13:10
Erfolgt die Regressnahme über GoA (iVm. § 257 BGB)?
Victor
4.2.2022, 13:25:00
Nein der neue und alte Geschäftsinhaber sind
Gesamtschuldner. Daher läuft dies über den
Gesamtschuldnerausgleich: § 426 BGB als Regress
Vojtech
4.2.2022, 13:29:11
stimmt, vielen Dank ✌🏼
Dogu
1.3.2024, 10:43:38
Naja vorrangig muss ja auf die vertragliche Beziehung abgestellt werden. Daher ist ein Anspruch aus Vertrag bzw. SE-Pflicht bei
Unmöglichkeitder
Schuldbefreiung (wenn der Erwerbe selbst die Vbk tilgt) zu prüfen.
Matschegenga
3.4.2024, 10:51:08
ner wären die beiden angesichts des
Schuldbeitritts doch auch ohne Haftungsausschluss, sodass dieser nicht maßgeblich für den Regressanspruch aus § 426 BGB wäre? Für mich klingt es überzeugender, was Dogu andeutet: Demnach wäre aus der Klausel über den Haftungsausschluss ein vertraglicher Befreiungsanspruch des Erwerbers abzuleiten. Mit der Folge, dass der Erwerber nicht als
Gesamtschuldner anteilig haftete, sondern vom Altinhaber vollständig von der Haftung für dessen Verbindlichkeiten zu befreien wäre.
Matschegenga
3.4.2024, 10:54:35
Ah, oder tatsächlich über § 426 II, I 1 BGB, aber die
Gesamtschuldner sind nicht „im Verhältnis zueinander zu gleichen Anteilen verpflichtet“, weil durch den Haftungsausschluss „ein anderes bestimmt ist“ iSd § 426 I 1 BGB: nämlich die vollständige
Enthaftungdes Erwerbers
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ahimes
20.5.2024, 18:04:44
Ob jurafuchs dazu Stellung nehmen kann bitte? Ich würde schon gerne genau wissen welche §§ für den Regressanspruch tatsächlich in Frage kommen:-)
Lisa.K
25.6.2024, 20:08:31
Hi, ich gebe auch einfach mal meinen Senf dazu in der Hoffnung, dass es weiterhilft: Das Verhältnis von GoA und
Gesamtschuldist umstritten. Eine Ansicht (u.a. Schulze/Fries, BGB, 12. Aufl. 2024, Vor
bem. zu §§ 677 – 687, Rn. 11) sieht § 426 BGB im Sinne einer Sonderbestimmung im Innenregress als abschließend und damit vorrangig an. Eine andere Ansicht (u.a. BGH NJW-RR 2010, 831) vertritt ein Nebeneinander der Vorschriften. Letztere Ansicht grenzt einen Anspruch aus GoA jedoch insoweit ein, dass dieser nicht weitergehen darf als derjenige nach § 426 BGB. Was ihr in der Klausur vertritt, ist natürlich euch überlassen. Ich würde jedoch letztgenannter Ansicht folgen, um mir nichts abzuschneiden. Bei GoA müsstet ihr dann einen Anspruch aus §§ 677, 683 S. 1,
670 BGBprüfen. Eine "Umdeutung" des Haftungsausschlusses in einen Befreiungsanspruch halte ich für fragwürdig, da es bei § 257 BGB um noch nicht erfüllte Verbindlichkeiten geht. Prüft ihr die
Gesamtschuld, habt ihr zwei Anspruchsgrundlagen: 1. § 426 I BGB 2. § 426 II BGB (Rechtsfolge: Forderungsübergang kraft Gesetzes [
cessio legis]) In beiden Anspruchsgrundlagen könnt ihr § 433 II BGB dazu zitieren. Im vorliegenden Fall kann K von V aufgrund des Haftungsausschlusses vollständigen Regress verlangen. Keine Garantie auf Richtigkeit, aber hoffentlich trotzdem hilfreich :)
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Lord Denning
17.7.2024, 15:35:45
Liebes Jurafuchs-Team, hier wäre eine von den grauen Boxen super, um die in Frage kommenden Regressansprüche (§ 426, aus SV, GoA etc.) festzuhalten. Das wäre super hilfreich. Vielen Dank schon mal im Voraus :)
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Foxxy
22.7.2024, 17:28:20
Hallo, vielen Dank für Deinen Vorschlag! Wir haben ihn notiert und werden in einer der nächsten Redaktionssitzungen prüfen, inwiefern wir hierzu noch weitere Aufgaben mit aufnehmen können. Beste Grüße, Foxxy, für das Jurafuchs-Team