Strafrecht

Strafrecht Allgemeiner Teil

Versuch und Rücktritt

Unbeendeter Versuch bei außertatbestandlicher Zielerreichung – Rechtsprechung Denkzettelfall

Unbeendeter Versuch bei außertatbestandlicher Zielerreichung – Rechtsprechung Denkzettelfall

22. November 2024

4,8(6.495 mal geöffnet in Jurafuchs)

leichtmittelschwer

+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

Jurafuchs
Tags
Klassisches Klausurproblem

T möchte O einen Denkzettel erteilen. Daher rammt er diesem ein Messer in den Magen, wobei es ihm egal ist, ob dieser stirbt. Als er die Klinge wieder herauszieht, geht T davon aus, dass O nicht sterben wird. Ohne ärztliche Behandlung wäre O verstorben. (1/2)

Diesen Fall lösen 84,0 % der 15.000 Nutzer:innen unseres digitalen Tutors "Jurafuchs" richtig.

Einordnung des Falls

Unbeendeter Versuch bei außertatbestandlicher Zielerreichung – Rechtsprechung Denkzettelfall

Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 3 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt

1. Der Versuch ist nach h.M. fehlgeschlagen.

Nein, das ist nicht der Fall!

Ein Versuch gilt dann als fehlgeschlagen, wenn der Täter glaubt, dass er den Erfolg nicht mehr herbeiführen kann, ohne eine völlig neue Kausalkette in Gang zu setzen. T weiß, dass er einfach weiter auf O einstechen könnte und den Erfolg so herbeiführen kann. Der Versuch ist daher nicht fehlgeschlagen.
Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und tausende Fälle wie diesen selbst lösen.
Erhalte uneingeschränkten Zugriff alle Fälle und erziele Spitzennoten in
Jurastudium und Referendariat.

2. Es liegt nach der Rechtsprechung ein unbeendeter Versuch vor.

Ja, in der Tat!

Ein Versuch gilt dann als unbeendet, wenn der Täter sicher annimmt, dass es weiterer Handlungen bedarf, um den tatbestandlichen Erfolg herbeizuführen. Dabei reicht es aus, dass er den Erfolgseintritt für möglich hält. T geht fest davon aus, dass O durch den Stich nicht sterben wird. Dabei kommt es nicht darauf an, dass er den Tod des O von vornherein nicht beabsichtigte, sondern nur billigend in Kauf genommen hat. Der Versuch des Totschlages war jedoch unbeendet.

3. Für die Rechtsprechung spricht, dass die Tat im rechtlichen Sinne ein Straftatbestand ist.

Ja!

Die Rechtsprechung sieht als Tat im Sinne von § 24 Abs. 1 StGB einen der gesetzlichen Tatbestände. Außertatbestandliche Ziele wie ein Denkzettel sind daher nicht relevant, solange der Täter den Totschlag als unbeendet ansieht, da der strafrechtlich relevante Vorsatz sich auf den Totschlag bezieht und nicht auf den Denkzettel. Auch sprechen Gedanken des Opferschutzes für diese Ansicht, da das Opfer von der Rücktrittsmöglichkeit profitiert, da es aus rechtlicher Sicht sonst keinen Unterschied macht, ob der Täter die Tat weiter ausführt oder von ihr ablässt.
Dein digitaler Tutor für Jura
Jetzt kostenlos testen
Jurafuchs
Eine Besprechung von:
Jurafuchs Brand
facebook
facebook
facebook
instagram

Jurafuchs ist eine Lern-Plattform für die Vorbereitung auf das 1. und 2. Juristische Staatsexamen. Mit 15.000 begeisterten Nutzern und 50.000+ interaktiven Aufgaben sind wir die #1 Lern-App für Juristische Bildung. Teste unsere App kostenlos für 7 Tage. Für Abonnements über unsere Website gilt eine 20-tägige Geld-Zurück-Garantie - no questions asked!


Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community

KI

killinit

9.7.2021, 11:03:33

Vor allem kommt es darauf an, dass weder der Versuch nach 22 stgb als solcher, noch die Freiwilligkeit auf außertatbestandliche sittliche oder ethische Fragen abstellt. Es wird nur die äußere Handlung für die Bewertung betrachtet, keine sonstigen Motive. So ist es auch beim Merkmal des "aufgebens" zu verstehen

Lukas_Mengestu

Lukas_Mengestu

9.7.2021, 15:50:10

Hi killinit, Du hast vollkommen Recht, dass im Hinblick auf die Versuchsstrafbarkeit sittliche/ethische Fragen irrelavant sind. Bei der Formulierung, dass man nur "auf die äußere Handlung" abstellt, würde ich aber aufpassen. Natürlich bedarf es für den Versuchs eines unmittelbaren Ansetzens. Pönalisiert wird aber maßgeblich die dahinterstehende Intention des Täters, also der Tatentschluss in Bezug auf den tatbestandsmäßigen Erfolg, der durch eben diese Handlung bezweckt werden soll. Das ist Dir sicher bewusst, es war nur in dem Post leicht misszuverstehen :) Beste Grüße, Lukas - für das Jurafuchs-Team


Jurafuchs 7 Tage kostenlos testen und mit 15.000+ Nutzer austauschen.
Kläre Deine Fragen zu dieser und 15.000+ anderen Aufgaben mit den 15.000+ Nutzern der Jurafuchs-Community
Dein digitaler Tutor für Jura
Jetzt kostenlos testen