Strafrecht
Examensrelevante Rechtsprechung SR
Entscheidungen von 2019
Raub mit Todesfolge bei fehlgeschlagenem Versuch - Jurafuchs
Raub mit Todesfolge bei fehlgeschlagenem Versuch - Jurafuchs
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
A betritt das Haus des B. Er fordert ihn unter Faustschlägen auf, ihm sein Geld herauszugeben oder dessen Versteck preiszugeben. A findet weder Geld, noch händigt B ihm welches aus. Aus Wut über sein Scheitern schlägt A mit einer Zange mehrfach auf B's Kopf. Er ist sich dabei bewusst, dass B dadurch sterben kann. B stirbt.
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Einordnung des Falls
Ein qualifikationsspezifischer Ursachenverwirklichungszusammenhang i.S.d. § 251 StGB kann nicht mehr realisiert werden, wenn der Versuch des Grunddelikts (Raub) bereits fehlgeschlagen ist. Im Tod müsse sich das tatbestandsspezifische Risiko des Grunddelikts verwirklichen. Dieser Zusammenhang ist nicht gegeben, wenn der Versuch des Grunddelikts bei der zum Tod führenden Gewaltanwendung bereits beendet ist. Dies hat der BGH in dem Fall entschieden, dass der Täter mit der tödlich verlaufenden Gewalt erst beginnt, nachdem die Erlangung der Beute aus seiner Sicht nicht mehr möglich ist.
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 6 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. Verwirklicht den Tatbestand des Raubes (§ 249 Abs. 1 StGB), wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohung mit einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben einen Diebstahl begeht?
Genau, so ist das!
Jurastudium und Referendariat.
2. Hat A sich wegen Raubes strafbar gemacht (§ 249 Abs. 1 StGB)?
3. Versucht eine Straftat, wer mit Tatentschluss unmittelbar zur Ausführung der Tat ansetzt (§ 22 StGB)?
Ja!
4. Hat A sich wegen versuchten Raubes strafbar gemacht (§§ 249 Abs. 1, 22, 23 Abs. 1 StGB)?
Genau, so ist das!
5. Ist wegen Raubes mit Todesfolge zu bestrafen (§ 251 StGB), wer bei einem Raub mindestens leichtfertig den Tod eines Menschen verursacht?
Ja, in der Tat!
6. Hat A sich wegen versuchten Raubes mit Todesfolge strafbar gemacht (§§ 249 Abs. 1 StGB, 251, 22, 23 Abs. 1 StGB)?
Nein!
Jurastudium und Referendariat.
Prüfungsschema
Wie prüfst Du den Raub mit Todesfolge (§ 251 StGB)?
- Tatbestandsmäßigkeit
- Objektiver Tatbestand
- Grundtatbestand: §§ 249, 250 StGB
- Tod eines Menschen
- Tatbestandsspezifischer Gefahrzusammenhang
- Subjektiver Tatbestand
- Vorsatz
- wenigstens Leichtfertigkeit hinsichtlich der Todesfolge
- Objektiver Tatbestand
- Rechtswidrigkeit
- Schuld
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
Tigerwitsch
17.4.2021, 11:54:59
Wieso kommt denn keine (versuchte) räuberische Erpressung, sondern ein (versuchter) Raub nur in Betracht bzw. wird geprüft? Der BGH stellt doch nach dem äußeren Erscheinungsbild ab; demnach bei Wegnahme = § 249 bzw Hergabe des Opfers = §§ 253,255 vorliegt. Ich verstehe den Aufgabentext so, dass der Tatentschluss des A sich (auch) darauf bezog, die Schläge einzusetzen, damit das Opfer ihm das
Geldgibt. Somit bezieht sich der Tatentschluss nicht nur auf eine Wegnahme. Wo liegt mein Denkfehler?
Lukas_Mengestu
20.4.2021, 19:33:00
Hallo Tigerwitsch, nach Ansicht des BGH stehen Raub und räuberische Erpressung in einem Spezialitätsverhältnis, sodass die räuberische Erpressung bei Bejahung des Raubes auf Ebene der Konkurrenz zurücktritt. Da As Tatentschluss jedenfalls auch auf das Wegnehmen und insoweit auf den Raub gerichtet ist, tritt insoweit die räuberische Erpressung zurück. Beste Grüße, Lukas - für das Jurafuchs-Team
Tigerwitsch
20.4.2021, 19:52:15
Alles klar, vielen Dank! 😊