Prozessrecht & Klausurtypen
Die zivilrechtliche Anwaltsklausur
Die Anwaltsklausur aus Klägersicht (Typ 1)
Beweisprüfung in der Anwaltsklausur
Beweisprüfung in der Anwaltsklausur
5. Juli 2025
7 Kommentare
4,8 ★ (10.948 mal geöffnet in Jurafuchs)
+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)

K und V haben einen Kaufvertrag über ein gebrauchtes, unfallfreies E-Auto geschlossen. Bei einer späteren Inspektion des Autos durch Mechaniker Z werden alte Unfallschäden festgestellt. V bestreitet diese und weigert sich nachzuliefern. Ihr Bekannter X könne bezeugen, dass der Wagen unfallfrei war.
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Einordnung des Falls
Beweisprüfung in der Anwaltsklausur
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 4 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. K könnte gegen V einen Anspruch auf Schadensersatz gem. §§ 437 Nr. 3, 280 Abs. 1, Abs. 3, 281 Abs. 1 BGB haben. Bevor Anwältin A für K eine Schadensersatzklage erhebt, muss sie sich Gedanken über die Beweislage machen.
Ja, in der Tat!
2. Zuerst muss A prüfen, wer die Beweislast für das Vorliegen des Mangels trägt.
Ja!
3. Sodann muss A prüfen, welche Beweismittel dem K zur Verfügung stehen. Kann sie die Beweismittel des V dabei ignorieren?
Nein, das ist nicht der Fall!
4. Zuletzt muss A anhand der zur Verfügung stehenden Beweismittel kurz eine Beweisprognose anstellen.
Ja, in der Tat!
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Fragen und Anmerkungen aus der Jurafuchs-Community
annaloe
5.11.2024, 12:22:00
Müsste hier die Anspruchsgrundlage wegen anfänglicher
Unmöglichkeiteines "unfallfreien PKW" nicht in § 311a Abs. 2 BGB statt in §§ 280 Abs. 1 u. 3,
281 BGBbestehen?
Entenpulli
18.4.2025, 15:34:56
@[annaloe](257226) Kann man mMn so pauschal nicht sagen, ohne die konkrete Vereinbarung zu kennen. Kern der Frage ist: Hat der Verkäufer sich verpflichtet, ein ganz bestimmtes
Fahrzeugzu liefern, wie es ist (
Stückschuld) – oder hat er sich verpflichtet, ein bestimmtes
Fahrzeugmit bestimmten Eigenschaften zu liefern? Ich stimme dir aber grds. zu, dass typischerweise ein Gebrauchtwagenkauf eine
Stückschuldist und ein Anspruch aus
§ 281 BGBjedenfalls daran scheitern würde, dass die Leistung nicht möglich ist (Sinn und Zweck der
Fristsetzungin
§ 281 BGBist ja gerade, dass aus der Schlechtleistung noch eine einwandfreie Leistung werden kann).
Florian
17.6.2025, 15:03:55
Wobei man doch auch nicht pauschal darauf abstellen kann, dass bei einer
Stückschuldstets
Unmöglichkeitvorliegt, oder? Es geht doch immer um die konkreten Absprachen der Parteien bzw darum, ob sie auch eine andere Sache angenommen hätten oder ob es gerade um die konkrete eine Sache ging (bei der die
Nacherfüllungnun unmöglich ist), oder?:) Könntet ihr dazu etwas sagen? @[Sebastian Schmitt](263562) @[Tim Gottschalk](287974)
Jan Ludwig
12.12.2024, 01:48:02
Ich finde das Formulierungsbeispiel bei der Auswahl der Beweismittel etwas schwierig. Aus der
Urteilsklausurweiß man, dass man grds beim Zeugen nur etwas zur Glaubhaftigkeit der Aussage sagen kann, weil man beim Prozess nicht dabei war und daher nichts zur Glaubwürdigkeit sagen kann. Jetzt aber in der Prognose zu formulieren „Der Zeuge des Gegners ist jedoch nicht glaubwürdig, weil … und seine Aussage ist auch nicht glaubhaft, weil …“ finde ich etwas schwierig.

Sebastian Schmitt
30.12.2024, 20:46:44
Hallo @[Jan Ludwig](192866), Du hast sicherlich Recht, dass man zur Glaubwürdigkeit eines Zeugen in einer (schriftlichen) Prüfungsaufgabe idR kaum etwas Genaues sagen können wird – was allerdings nicht heißt, dass sich nicht auch mal ein Satz in der Art anbieten kann: "Von der Glaubwürdigkeit des Zeugen ist mangels entgegenstehender Anhaltspunkte auszugehen." Ohnehin ist unsere Formulierung ja nur ein Formulierungsbeispiel und auch deshalb extra als solches überschrieben. Und wenn zB in einer mündlichen Prüfung danach gefragt werden sollte, wie man eine Beweisprognose aufbaut, gehört die Glaubwürdigkeit des Zeugen eben dazu und man sollte sie nicht vergessen. ME kann unser Formulierungsbeispiel vor diesem Hintergrund für den Moment ruhig so stehen bleiben. Viele Grüße, Sebastian - für das Jurafuchs-Team
m.e.l.a.n.i.e
24.5.2025, 20:50:38
Ich habe gelernt, dass man Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit hier gar nicht gebrauchen soll, da diese Einschätzungen dem Gericht in der echten Beweiswürdigung vorbehalten ist.
Was man stattdessen schreiben soll, habe ich leider gerade nicht präsent, vielleicht kann hier noch jemand ergänzen?
Aleton
28.6.2025, 22:27:18
Könnte jemand hier einen Beispieltext verfassen, wie er eine kurze Beweisprognose in der Klausur schreiben würde?