Zurechnung einer Leistung wegen Rechtscheins
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+++ Sachverhalt (reduziert auf das Wesentliche)
K und V schließen einen Kaufvertrag über eine Gitarre (§ 433 BGB). V muss diese erst von D kaufen. Er vereinbart mit D, dass dieser an K liefern soll, widerruft dies aber wegen Unklarheit über die Wirksamkeit des Vertrages mit K. Der Widerruf kommt allerdings nicht bei D an. D liefert an K.
Einordnung des Falls
Zurechnung einer Leistung wegen Rechtscheins
Die Jurafuchs-Methode schichtet ab: Das sind die 2 wichtigsten Rechtsfragen, die es zu diesem Fall zu verstehen gilt
1. K hat Eigentum (§ 929 S. 1 BGB) und Besitz (§ 854 S. 1 BGB) an der Gitarre erlangt (§ 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB).
Ja, in der Tat!
2. K hat Eigentum (§ 929 S. 1 BGB) und Besitz (§ 854 S. 1 BGB) an der Gitarre "durch Leistung des V" erlangt (§ 812 Abs. 1 S. 1 Alt. 1 BGB).
Ja!
Fundstellen
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mdln.k
8.12.2021, 08:56:49
Irgendwie verwirrt mich der letzte Satz. Warum denkt man hier denn überhaupt an eine Direktkondiktion im Zuwendungsverhältnis, wenn es doch nur der V ist, der die Gitarre zurück haben möchte?
![Lukas_Mengestu](/_next/image?url=https%3A%2F%2Fwissen.jurafuchs.de%2Fimage%2F%25252Fassets%25252Fsecure%25252Fusers%25252Favatar__x133cq1so0il85q8i03wkixhy.jpeg%3Ftype%3Draw&w=3840&q=75)
Lukas_Mengestu
8.12.2021, 11:02:35
Hallo mdln.k, der Hinweis erfolgte mit Blick auf die klassischen Anweisungsfälle (Bank (=D), Bankkunde (=V), Überweisungsempfänger (=K)). Bei diesen ist anerkannt, dass in Fällen, in denen die Bank (irrtümlich) eine Überweisung vornimmt, obwohl der Kunde den Auftrag zuvor widerrufen hat, keine Direktkondiktion der Bank in Betracht kommt, sondern nur entlang der Leistungsbeziehung (Bank-Bankkunde; Bankkunde-Überweisungsempfänger). Anders soll dies sein, wenn der Empfänger der Überweisung den Widerruf kannte, weil er dann weiß, dass es sich hierbei nicht um eine Leistung seines Vertragspartners (Bankkunde) handelte. In diesen Fällen wird von der Rechtsprechung (vgl. BGH NJW 2011, 66 RdNr. 34) eine Direktkondiktion Bank-Überweisungsempfänger über die Nichtleistungskondiktion nach § 812 Abs. 1 S. 1, Alt. 2 BGB anerkannt. Beste Grüße, Lukas - für das Jurafuchs-team
evanici
8.9.2023, 20:41:25
Ich bin verwirrt... Wurde nicht an anderer Stelle (1. Fall Anweisungsfälle - fehlende Anweisung) in den Bankfällen die Zurechnung bejaht und trotzdem eine
Durchgriffskondiktiongegen den Anweisungsempfänger angenommen (Frau, die auf Schuld des Ehemanns mit gefälschtem Scheck zahlen möchte)?
![LS2024](/_next/image?url=https%3A%2F%2Fwissen.jurafuchs.de%2Fimage%2F%25252Fassets%25252Fsecure%25252Fusers%25252Favatar__nkaqznhyxgfbiweganecn.jpeg%3Ftype%3Draw&w=3840&q=75)
LS2024
2.3.2024, 10:08:07
Was ist hier mit der Widerrufserklärung passiert? Ist diese dem D zugegangen und es fehlt an einer tatsächlichen Kenntnisnahme? Ansonsten erschließt sich mir nicht, wie D den Widerruf nicht mitbekommen haben soll, die Anweisung aber dennoch unwirksam ist.
Leo Lee
4.3.2024, 08:39:50
Hallo LS2024, vielen Dank für dein Feedback! In der Tat war der Satz etwas missverständlich formuliert! Gemeint war damit, dass der V zwar widerruft i.R.d. 929 1 BGB, der D diesen Widerruf nicht mehr mitkriegt (etwa durch Untergang auf dem Weg zum D oder aus sonst. Gründen). Da jedoch – wie du zu Recht anmerkst – der Satz etwas doppeldeutig sein kann, haben wir diesen nun umformuliert, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen und möchten uns bei dir vielmals dafür bedanken, dass du uns dabei hilfst, die App zu perfektionieren und freuen und auf weiter Feedbacks von dir! Liebe Grüße – für das Jurafuchsteam – Leo
Nils
4.6.2024, 14:34:01
Wieso wird dem V hier das Eigentum übertragen, bei der Übergabe sind sie sich doch nicht mehr einig, da V das Eigentum nicht mehr erhalten möchte. Dabei ist doch eigentlich unbeachtlich ob dies dem Übertragenden bekannt ist. In meinen Augen käme dann nur ein gutgläubiger Geheißerwerb in Frage.
judith
4.6.2024, 17:55:47
Der Widerruf muss dem Empfänger auch zugehen. Das Problem wird ausführlich in Frage 1 zum Fall beantwortet